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Frostharte Palmen Palme

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    Ausgepflanzte Palmen im eigenen Garten: geht das? Durchaus, wenn man einigermaßen frostharte Palmen-Arten wählt…

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    Hanfpalme
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    Palmen im Garten: geht das?

    Spätestens mit der Klimaerwärmung denken auch in unseren Breitengraden mehr und mehr Menschen darüber nach, eine ‚winterharte‘ Palme im eigenen Garten auszupflanzen.
    Die Suche nach verlässlichen Informationen – speziell bzgl. erforderlicher Schutz- + Pflegemaßnahmen – gestaltet sich jedoch schwierig. Zwar findet man im Internet Unmengen an Informationen. Diese sind aber für den Palmen-Einsteiger großteils eher verwirrend, z.T. widerspüchlich, gelegentlich schlichtweg falsch. In der Konsequenz werden einige Palmen-Interessierte unnötigerweise abgeschreckt, andere zur kompletten Sorglosigkeit animiert.

    Frost- + Winterhärte von Palmen

    Zunächst: es ist ein Irrglaube, dass Palmen grundsätzlich aus tropischen Gegenden stammen. Es gibt durchaus Palmenarten, die auch extreme Fröste an ihrem Naturstandort gewohnt sind.

    Erste konkrete Anhaltspunkte, ob eine Palme für den eigenen Garten geeignet ist, liefert daher die Frosthärte, also die Minimaltemperatur, die die jeweilige Palmenart an ihrem Naturstandort gewohnt ist und entsprechend in etwa auch bei uns aushalten kann. Leider findet man hierzu im Internet z.T. stark abweichende Angaben. Und meist wird nicht erwähnt, dass die Angaben nur für adulte, am Standort etablierte Palmen mit einem entsprechend dicken Stamm und Wurzelwerk, aber sicher nicht für frisch ausgepflanzte, noch schwache oder gar kränkliche Pflanzen gelten. Einzelne (i.d.R. nicht lebensbedrohende) Pflanzenteile wie z.B. die Wedel / Blätter sind besonders frost-empfindlich. Man sollte auch nicht vergessen, dass es zwischen den Palmen leichte, genetische Streuungen gibt. Um hier an halbwegs verlässliche Informationen zu kommen, sollte man sich über entsprechende Expertenseiten informieren.
    Weitaus interessanter als die Frosthärte einer Palme ist aber die Frage nach der Winterhärte, also die Frage, inwieweit eine Palme den Winter bei uns überstehen kann. Entscheidend für die Winterhärte ist, inwieweit die Bedingungen des Herkunfts- / Naturstandorts der Palme mit den lokalen Bedingungen (Makro- + Mikroklima) im eigenen Garten vergleichbar sind. Hierbei geht es neben den winterlichen Temperaturen (Frosthärte) auch z.B. um Niederschläge und die Bodenbeschaffenheit. Eine Palme muss für eine dauerhafte Auspflanzung bei uns also nicht nur ausreichend frosthart sein, sondern z.B. auch mit unserem relativ feuchten Klima und – insbesondere bei lehmigen Boden – mit Staunässe zurecht kommen. Im Internet findet man entsprechend sehr unterschiedliche Aussagen, inwieweit bestimmte Palmenarten denn nun ‚winterhart‘, ‚bedingt winterhart‘ oder ‚zur Auspflanzung ungeeignet‘ sind. Richtig ist, dass Palmen in Deutschland maximal ‚bedingt winterhart‘ sind. Richtig ist aber auch, dass sich die Winter bei uns die letzten Jahre durch die Klimaveränderungen so gestaltet haben, dass einige wenige Palmenarten die letzten Winter durchaus ‚winterhart‘ waren, also ohne jeglichen Schutz überleben konnten und das nicht nur in den milden Weinbaugegenden. Und: mit adäquatem Winterschutz kann man bestimmte Palmenarten in ganz Deutschland relativ verlässlich durch den Winter bringen.
    Folgende Palmenarten sind besonders frosthart:

    Palmenart Frosthärte Sonstiges
    Brahea armata (blaue Hesperidenpalme) Fächerpalme -10°C
    Butia eriospatha (wollige Geleepalme) Fiederpalme -10°C
    Chamaerops humilis (grüne Zwergpalme) Fächerpalme -13°C
    Chamaerops humilis var. cerifera (blaue Zwergpalme) Fächerpalme -15°C
    Chamaerops humilis ‚Vulcano‘ (Vulcano Zwergpalme) Fächerpalme -15°C
    Jubaea chilensis (chilenische Honigpalme) Fiederpalme -15°C frosthärteste Fiederpalme
    Phoenix canariensis (kanarische Dattelpalme) Fiederpalme -8°C
    Rhapidophyllum hystrix (Nadelpalme) Fächerpalme -22°C frosthärteste Palme, aber etwas nässeempfindlich
    Sabal minor (Zwergpalmetto) Fächerpalme -17°C
    Trachycarpus fortunei (chinesische Hanfpalme) Fächerpalme -17°C meist-ausgepflanzte + womöglich best-geeignete Palme in Deutschland
    Trachycarpus nanus (Yunnan Zwergpalme) Fächerpalme -17°C
    Trachycarpus wagnerianus (Wagner’s Hanfpalme) Fächerpalme -17°C ähnlich geeignet wie Trachycarpus fortunei, aber kleinere, steifere Blätter + etwas langsamer im Wachstum
    Trithrinax campestris (blaue Nadelpalme) Fächerpalme -12°C
    Washingtonia robusta (Petticoat Palme) Fächerpalme -6°C

    Schutz- + Pflegebedarf von Palmen

    Für den Schutz- + Pflegemaßnahmen gilt: was beim einen funktioniert, kann beim nächsten komplett falsch sein. In Gegenden mit langen und feuchten Wintern benötigt man sicher ganz andere Schutzmethoden als in Gegenden, wo es nur mal ein paar Tage im Winter trockene Kälte gibt. Und eine Palme in Sandboden benötigt vermutlich im Sommer mehr Wasser + Dünger als eine in Lehmboden.
    Es ist i.ü. ein Irrglaube, dass Palmen grundsätzlich aus sehr trockenen Gegenden stammen und daher geringen Wasserbedarf haben. Richtig ist, dass es sehr wohl auch Palmenarten gibt, die aus sehr regenreichen Gebieten kommen und entsprechend (zumindest im Sommer) gar nicht genug Wasser bekommen können.

    Wachstum von Palmen

    Auch bzgl. des Habitus von Palmen lässt man sich als Neuling gerne mal durch Erfahrungsberichte im Internet ob unfassbarer Stamm-Zuwächse, sehr robuster Stämme oder unzähliger neuer Wedel mit sattgrünen Wedeln verunsichern: was mache ich falsch, dass meine Palmen nicht so toll wachsen?
    Zunächst mal stellt sich die Frage, ob es überhaupt erstrebenswert ist, wenn eine Palme beispielsweise 50cm Stammzuwachs pro Jahr hat. Der Schutz- und Pflegeaufwand für eine große Palme ist nämlich immens und irgendwann nicht mehr mit vertretbarem Aufwand realisierbar. Viele langjährige Palmenbesitzer klagen darüber, dass ihre Palmen im Nachlauf viel zu schnell gewachsen sind.
    Man sollte sich außerdem darüber im Klaren sein, dass Habitus + Wachstum von ganz vielen Faktoren abhängen: von den Bedingungen vor Ort (Makro- + Mikroklima, Bodenverhältnisse), speziell vom Klima des letzten Winters und des hiesigen Sommers, vom betriebenen Schutz- + Pflegeaufwand (Zeit + Kosten), von den Genen der Palme, vom Geschlecht (männliche wachsen schneller als weibliche), vom Gesundheitszustand, vom Alter (ältere Palmen wachsen schneller als junge) und letztlich auch, wie lange die Palme bereits ausgepflanzt ist (schnelleres Wachstum erfolgt meist erst nach 2-3 Jahren). Bei sovielen Faktoren hinkt jeglicher Vergleich. Ob es einer Pflanze gut geht, sieht man. Alles andere ist Quacksalberei. Ich habe beispielsweise 2 direkt nebeneinander stehende Hanfpalmen in meinem Garten, die die gleichen Schutz- + Pflegemaßnahmen genießen, aber trotzdem komplett unterschiedlich ausschauen + wachsen.

    Fazit: Palmen im Garten? Könnt‘ klappen!

    Ich kann jedem in Deutschland die Auspflanzung einer geeigneten Palme – vorzugsweise einer Hanfpalme – im eigenen Garten empfehlen. Ganz ohne Schutz + Pflege wird es allerdings dauerhaft nirgends in Deutschland funktionieren.
    Man sollte sich im Internet ein Grundwissen zur entsprechenden Palmenart aneignen, sich aber weder durch positive Erfahrungsberichte zu schnell animieren noch durch negative Berichte verrückt machen lassen. Verallgemeinerungen jeder Art sollte man kritisch hinterfragen. Was im Weinbaugebiet funktioniert, muss am Alpenrand noch lange nicht funktionieren.
    Wichtig ist, dass man seine Palmen kontinuierlich im Blick hat, optische Veränderungen zeitnah erkennt und auf Basis dessen seine Schutz- + Pflege-Maßnahmen bewusst anpasst.
    Man sollte Dinge ausprobieren, Mut zeigen, sich durch Rückschläge nicht entmutigen lassen und so Stück für Stück spezifische Lösungen für den eigenen Garten erarbeiten. Als Exotengärtner agiert man immer und ganz bewusst im klimatischen Grenzbereich. Da gehört das Experimentieren zwangsläufig dazu. Der Weg ist das Ziel und ganz wesentlicher Teil des Hobbies…