Nachdem ich meine Vespa-Gardasee-Tour letztes Jahr wegen eines Unfalls bereits auf der Hinfahrt abbrechen musste, nun also der 2. Versuch…
Motivation |
Obwohl ich von meinem Unfall beim letztjährigen 1. Vespa-Italien-Trip immer noch leichte Schmerzen am rechten Oberarm + im Schulterbereich habe, begebe ich mich ziemlich genau 1 Jahr nach meinem gescheiterten Trip auf einen 2. Vespa-Italien-Trip. Immerhin habe ich nun etwas mehr Fahrpraxis (~9.000km). Dazu mit meiner schwarzen Vespa GTS Super 300 eine etwas stärkere Vespa, was das Überholen und das ‚im Verkehr mitschwimmen‘ erleichtert. Und das Wetter wird dieses Mal hoffentlich auch mitspielen… Die Reise steht für mich unter dem Motto ‚Komfortzone verlassen‘. Das betrifft einerseits die Fahrt selber, da ich erstmals eine derart lange (knapp 900km) und herausfordernde Roller-Tour (gut 25 Höhen-Kilometer mit unzähligen Steil-Kurven und langen Tunneln) mache. Und andererseits ist das mein erster Urlaub ganz alleine, etwas, was ich mir so nie vorstellen konnte. Schauen wir mal, wie es sich anfühlt… |
Gepäck |
Zur Gepäckverstauung nutze ich eine 35l-Koffertasche (auf dem hinteren Gepäckträger) und eine 16l-Tunneltasche (im Durchstieg). Kleinere Utensilien finden im Helm- und Handschuhfach Platz. In Summe habe ich somit etwas mehr Stauraum als ein kleiner Handgepäckkoffer (~40l). Man sollte daher bei einer Vespa-Reise genau überlegen, was man mitnimmt: |
Koffertasche ‚Classic‘ von ‚Moto Nostra‘ (35l) |
|
Tunneltasche ‚TB1‘ von ‚Bagtecs‘ (16l) |
|
Helmfach |
|
Handschuhfach |
|
Reisebekleidung |
|
Reise |
Für die 9-tägige Reise vom 09.07.-18.07.24 nach Desenzano del Garda habe ich auf der Hinfahrt Zwischenstopps in Sterzing + Bozen bzw. auf der Rückfahrt in Sterzing eingeplant. Warum auf der Hinfahrt 2 Zwischenstopps? Da am ursprünglich geplanten Abreisetag (10.07.) in Süddeutschland + Österreich – wie so häufig diesen Sommer – Regen und Gewitter vorhergesagt sind, fahre ich bereits 1 Tag früher los und habe noch kurzfristig einen zusätzlichen Zwischenstopp mit Übernachtung in Sterzing gebucht. Sämtliche Routen habe ich bewusst autobahn- und mautgebührenfrei geplant. |
09.07.24: Hinfahrt Tag 1 196km (5.457 Höhenmeter) |
Um 8:00 Uhr morgens gehts los. Die Fahrt geht bei schönem Wetter über den Kochelsee, den Walchensee und dann von Innsbruck aus über den Brenner (1374m über NN) nach Sterzing. Bei gemütlicher Fahrt und nach einigen Pausen komme ich um 13:30 Uhr an. Eine wunderschöne, entspannte Tour. Am Walchensee werde ich noch von einem Vespa-Fahrer aus Berlin angesprochen. Er hat sich in Bayern offenbar gerade eine fast neue GTS300 ‚günstig geschossen‘ und fährt die nun zurück nach Berlin. Ein nettes Gespräch unter Vespa-Freaks. |
09.-10.07.24: Übernachtung Sporthotel Zoll (Sterzing) |
In Sterzing hat es bei Ankunft sonnige 27°C, leicht bewölkt. Passt! Das etwas verbaute ‚Sporthotel Zoll‘ liegt ziemlich im Off direkt an einer Landstraße und einem reißenden Bach. Meine Vespa kann ich parke ich einfach auf dem Parkplatz direkt vor dem Hotel. Das recht modern wirkende Sport-Hotel bietet u.a. einen Indoor- und Outdoor-Pool (mit 31°C Wassertemperatur), ein Gym, einen Spa-Bereich und Massage-Möglichkeiten. Überragend ist die Küche. Besser habe ich vermutlich selten gegessen. Man trifft hier auf recht gemischtes Publikum, aber es scheint etwas wenig los zu sein. |
10.07.24: Hinfahrt Tag 2 121km (5.575 Höhenmeter) |
Am 2. Tag fahre ich nach dem Frühstück um 8:15 Uhr los. Die Fahrt geht bei schönem Wetter über Meran und den Jaufenpass nach Bozen / Leifers. Eine wunderschöne, aber auch sehr anstrengende Tour. Insbesondere der recht steile Weg über den Jaufenpass (2094m über NN) mit kurvenreichen, engen Straßen in z.T. recht schlechtem Zustand erfordert volle Aufmerksamkeit. Fast etwas schade, da so der Blick für die tollen Aussichten etwas verloren geht. Da helfen nur viele Stopps. Am Jaufenpass treffe ich auf 5 PS-starke Motorradfahrer aus Österreich, die eine solche Tour mit einer klein-rädrigen Vespa für etwas heikel halten… Etwas überfordert bin ich an einer Self-Service-Tankstelle, wo einem am Bezahl-Automaten rein italienische Anweisungen gegeben werden. Glücklicherweise kann mir eine freundliche Italienerin helfen. Um 13:15 Uhr komme ich schließlich – körperlich + geistig etwas erschöpft – in Bozen an. |
10.-11.07.24: Übernachtung Hotel Ideal Park (Bozen-Leifers) |
In Bozen hat es sonnige 29°C. Wunderbar! Übernachtet wird im ‚Hotel Ideal Park‘ in Bozen-Leifers. Das Hotel ist richtig klasse… modern, auch hier eher gemischtes Publikum, aber deutlich voller als im Hotel in Sterzing. Meine Vespa kann ich problemlos in der zugehörigen Tiefgarage parken. Neben einem Indoor-Pool, einem Gym, einem Spa-Bereich und Massage-Möglichkeiten bietet das Hotel als Highlight eine Dachterasse mit Infinity-Outdoor-Pool (Adult only) und tollem Ausblick über Bozen sowie eine dazugehörige Sky-Bar (mit leckerem Cuba Libre). Wirklich sensationell! Auch Hotel-Service und Essensangebote (mit riesiger Buffet-Auswahl) sind richtig gut. Das Hotel ist eine absolute Empfehlung! Kaum zu glauben, dass es sich hier nur um ein 3-Sterne-Hotel handelt. |
11.07.24: Hinfahrt Tag 3 162km (2.453 Höhenmeter) |
Um 8:30 Uhr geht es nach einem leckeren Frühstück bei schönem Wetter weiter. Die Fahrt ist – im Gegensatz zum Vortag – wieder eher gemütlich: ‚Cruisen‘ statt rasanter Kurvenfahrten. Um 13:30 Uhr komme ich schließlich in Desencano an. Schwierig gestaltet sich die Hotelsuche, da eine Zufahrtstrasse gesperrt ist und das Hotel in der Fußgängerzone liegt. |
11.-17.07.24: Aufenthalt Piroscafo (Desencano del Garda) |
In Desencano ist es bei Ankunft irre heiss (34°C). Und so bleibt es auch die nächsten Tage (bis auf ein paar kleine Wolken). Darauf hatte ich gehofft! Das Hotel ‚Piroscafo‘ liegt zentral direkt am Gardasee in der Altstadt. Alles zu Fuß zu erreichen. Parken kann man für 10€ pro Tag in einem 400m entfernten öffentlichen Parkhaus. Das Frühstück ist überschaubar, aber ok. Zumindest kann man dabei schön draussen sitzen. Das kleine Hotel ist mit Klimaanlage, TV, WLAN und Mini-Bar (gut zum Kühlen von eigenen Getränken) einfach, aber zweckmäßig ausgestattet. Der fußläufige Spiaggia Desencanino ist leider ein Kieselstrand. Wenn man dort länger verweilen will, braucht man eine Liege und einen Schirm (16€ pro Tag). Dazu muss man am Wochenende aufgrund des großen Andrangs allerdings früh vor Ort sein. Beim Einchecken lerne ich ein junges schwedisches Päärchen kennen. Süß. Sie wollen am nächsten Tag weiter nach Venedig fahren. Ob sich da bei den beiden was anbahnt? Die Tage nutze ich rein zum Relaxen. Und da ich erstmals in meinem Leben alleine im Urlaub bin, ist das durchaus herausfordernd: sich z.B. alleine in ein Restaurant oder eine Bar zu setzen, alleine am Strand zu liegen, das ist anfangs schon etwas komisch. Aber auch hier gilt: Komfortzone verlassen! Und mit der Zeit macht man sich da immer weniger einen Kopf… Am letzten Abend gehe ich früh ins Bett, da ich am nächsten Morgen möglichst zeitig loskomme. In der Nacht werde ich jäh aus dem Schlaf gerissen: Alarmsirenen im Hotel! Feuer? Ich bin direkt hellwach. Auf meinem Balkon dann die Entwarnung: alles dunkel draussen. Stromausfall im ganzen Stadtviertel. Nach etwa 30 Minuten hat der Spuk dann ein Ende. Der Strom ist wieder da und ich kann weiterschlafen. |
17.07.24: Rückfahrt Tag 1 232km (7.380 Höhenmeter) |
Die Rückfahrt bei wieder tollem Wetter startet damit, dass ich nicht aus dem Parkhaus rauskomme. Nach Telefonat mit einer dort angegebenen Telefonnummer komme ich dann aber problemlos raus. Womöglich war der gestrige Stromausfall der Grund dafür, dass ich mit meiner Karte nicht durch die Schranke kam. Um 7:15 Uhr komme ich endlich los. Bis Bozen ist die Fahrt zunächst wieder sehr angenehm zu fahren. Die Fahrt übers Penserjoch hat es dann aber wieder in sich. Viele lange, schlecht beleuchtete Tunnel, steile Streckenabschnitte mit hohen Felswänden auf der einen und tiefe Schluchten auf der anderen Seite, unzählige Kurven mit Spitzkehren und enge Fahrbahnen, immer wieder mit kleineren und größeren Schlaglöchern. Das ist vorallem geistig wieder sehr anstrengend. Um 13:30 Uhr komme ich schließlich in Sterzing an. |
17.-18.07.24: Übernachtung Sporthotel Zoll (Sterzing) |
Übernachtet wird – wie auf der Hinfahrt – wieder im ‚Sporthotel Zoll‘. Nachmittags nutze ich den Pool, um etwas zu relaxen. Abends gibt es wieder ein extrem leckeres Abendessen. Dann schnell wieder alles verpacken. Und schließlich falle ich nach einem anstrengenden Tag hundemüde ins Bett… |
18.07.24: Rückfahrt Tag 2 186km (4.183 Höhenmeter) |
Nach einem leckeren Frühstück checke ich schnell aus und fahre dann um 8:30 Uhr los. Die Fahrt ist bei herrlichem Wetter (im Gegensatz zum Vortag) wieder gemütlich und macht richtig Spaß. An einer Tankstelle spricht mich ein 71-jähriger Österreicher auf meine Vespa an. Sein Sohn hat eine GTS125 und auch er möchte sich gerne nochmal ein Motorrad kaufen. Vespa-Fahren verbindet… Während der Fahrt fliegt mir plötzlich eine Bremse unbemerkt in den Kragen, krabbelt unter das T-Shirt und sticht mir letztlich 5x in die Seite, so, dass ich die Einstiche während der Fahrt deutlich spüre. Letztlich hinterlässt sie mir zur Erinnerung 5 fette Einstiche. Bei einem Stop am Tegernsee gönne ich mir noch ein letztes Eis, während ich meine Vespa aufgrund des völlig überfüllten (und vermutlich schweine-teuren) Parkplatzes einfach im Parkverbot abstelle. Eine Verkehrs-Ordnungshüterin schreibt fleissig Knöllchen. Meine Vespa übersieht sie wohlwollend. Nett! Um 14:45 Uhr komme ich schließlich wieder daheim an. Meine Frau und mein Sohn erwarten mich schon und sind (wie auch ich) heilfroh, dass der Papa unversehrt zurück ist. |
Fazit |
Das Wetter war auf der Fahrt perfekt. Das war ja nach meinem letztjährigen Vespa-Unfall (auf regennasser Fahrbahn) meine größte Sorge. Kaum vorstellbar, wenn ich die eh schon anspruchsvollen Strecken (wie Penserjoch und Jaufenpass) bei Regen hätte fahren müssen… Auch vor Ort hatte ich durchgängig bestes Wetter. Erholung pur! Was will man mehr? Und ich habe mit dieser Reise meine Komfortzone ganz bewusst verlassen. Vielfach musste ich mich überwinden. Und meistens war es dann gar nicht so schlimm, wie man sich das vorher ausgemalt hatte. Was bleibt? Ich habe für mich festgestellt, dass…
|