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Xanthorrhoea johnsonii: 5 Jahre Australischer Grasbaum

    Seit 5 Jahren kultiviere ich nun erfolgreich einen Xanthorrhoea johnsonii bei mir im Garten. Wer hätte das für möglich gehalten?

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    Gartenblog: Xanthorrhoea johnsonii
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    Australischer Grasbaum
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    Australischer Grasbaum
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    Allgemein

    Wie der Großteil der australischen Flora gehören auch die australischen Grasbäume (Xanthorrhoea) zu den dort endemischen Pflanzen, also Pflanzen, die ausschließlich in Australien vorkommen. Xanthorrhoea gehören zu den Pyrophyten, also Pflanzen, die die australischen Buschbrände überleben können. Anschließend bilden sie häufig – als Teil ihrer Überlebensstrategie – lange, schmale Blütenstände, um sich zu vermehren (vgl.: Xanthorrhoea: Steckbrief).
    Mit ihrem wuchtigen, von Buschbränden schwarz-gefärbten Stamm und ihrer grasähnlichen hellgrünen Krone sind die sogenannten ‚Blackboys‘ ein echter Hingucker. Meine absoluten Lieblingspflanzen!
    Bei uns in Deutschland findet man Xanthorrhoea – wenn überhaupt – in einigen botanischen Gärten, wo sie den Besuchern in wohl-temperierten Gewächshäusern voller Stolz präsentiert werden. In Privatbesitz gibt es Grasbäume bei uns vermutlich maximal in niedrigem zweistelligen Bereich.
    Und seit Februar 2020 gehöre ich dazu – ich bin stolzer Besitzer eines Xanthorrhoea johnsonii (vgl.: Xanthorrhoea johnsonii: Steckbrief) und kultiviere ihn seither (29.02.20) dauerhaft ausgepflanzt (!!!) in unserem Garten im frostigen Münchner Umland. Ob es außer mir noch einen Verrückten gibt, der einen dauerhaft-ausgepflanzten Grasbaum bei sich im Garten kultiviert?
    Bedeutet aber auch: es gibt quasi kein Erfahrungswissen bzgl. einer Freiland-Kultivierung bei uns. Und das heisst: maximales Auspflanz-Risiko + absolute Pionierarbeit. Genau so, wie ich es liebe. 🙂
    Umso erfreulicher, dass es dem Xanthorrhoea auch nach nunmehr 5 Jahren gut geht. Er hat unsere frostigen, bayrischen Winter bislang ohne größere Schäden überstanden. Wer hätte das für möglich gehalten?
    An dieser Stelle:
    Wenn Du auch einen Xanthorrhoea bei Dir kultivierst, würde ich mich wahnsinnig freuen, wenn Du Dich vorzugsweise per Forum oder alternativ per Kontaktformular bei mir meldest. An einem Erfahrungsaustausch wäre ich wirklich sehr interessiert.

    Kauf

    Es ist seit Jahren nahezu unmöglich, einen Xanthorrhoea außerhalb Australien zu erwerben. Grund dafür ist ein seitens Australien seit 2006 verhängter Exportstopp, um den eigenen Grasbaum-Bestand nicht zu gefährden.
    Stößt man dann doch mal zufällig auf einen zum Verkauf stehenden Xanthorrhoea, so zahlt man bei uns i.d.R. horrende Preise, i.ü. weit teurer als vergleichbare Grasbäume in Australien.
    Um Transportkosten zu minimieren, werden generell bei Pflanzen gerne große Teile des Wurzelwerks vor dem Versand abgestochen. Mit dem Abstechen gehen bei Xanthorrhoea aber auch das Wurzelwerk umgebende Mikroben verloren, die bei der Nährstoffaufnahme wichtig sind. In Folge tun sich gerade Xanthorrhoea häufig mit dem neuerlichen Anwachsen besonders schwer.
    Überdies werden Xanthorrhoea gelegentlich vor dem Verkauf noch ‚aufgehübscht‘. Dazu entflammt man sie, in der Hoffnung, dass sie (als Feuerkeimer) anschließend frische neue Blätter und ggf. sogar Blütenstände bilden. Mit reduziertem Wurzelwerk leben viele dieser Exemplare noch eine gewisse Zeit von den Reserven und gehen dann leider häufig ein.
    All das hielt mich nicht davon ab, meinen Traum irgendwann zu verwirklichen. Und ich hatte Glück. Ich hatte immer mal wieder im Internet geschaut, bis ich im Februar 2020 wirklich einen Xanthorrhoea bei ebay fand. Ausgerechnet einen Xanthorrhoea johnsonii – meine präferierte Grasbaum-Art. Letztlich habe ich 550€ (inkl. Versandkosten) für einen Grasbaum mit 21cm Stammhöhe und 54cm Stammumfang bezahlt. Wahnsinn! Aber – hej: wie teuer darf ein langgehegter Traum sein?

    Auspflanzung

    Grasbäume wachsen am Naturstandort in sehr kargem, durchlässigem Boden, häufig im Halbschatten größerer Bäume.
    Ich habe meinen Xanthorrhoea auf der Südseite unseres Grundstücks ausgepflanzt, wo er im Sommer viel Sonne bekommt. Bei der Auspflanzung habe ich ihn leicht erhöht in ein großzügiges Pflanzloch mit recht durchlässigem, vornehmlich mineralischem Substrat gesetzt (vgl.: Xanthorrhoea: Kauf + Auspflanzung).

    Wachstum

    Ein Xanthorrhoea wächst extrem langsam. Er benötigt alleine 20-30 Jahre, bis er überhaupt einen ersten Stammansatz bildet. Auch danach wächst der Stamm maximal 1cm pro Jahr. Ein weiterer Grund, warum größere Xanthorrhoea im Handel so teuer sind.
    Auf der anderen Seite bildet ein Grasbaum jedes Jahr viele neue ‚Grashalme‘.
    Einen Blütenstand hat meiner leider bislang noch nicht gebildet. Als Feuerkeimer ist das aber bei uns vermutlich auch eher die Ausnahme. Und anzünden (wie z.B. in diesen Videos) möchte ich ihn dann doch nicht…

    Pflege

    Xanthorrhoea gehören zu den Xerophyten (Trockenpflanzen) und sind als solche sehr genügsam. Aufgrund der grashalm-ähnlichen Blätter verdunsten Grasbäume kaum Wasser und können so auch längere Dürrephasen ohne zusätzliche Wassergaben gut überstehen. Laut Literatur sollte Staunässe aber vermieden werden.
    Ich habe meinen Xanthorrhoea entsprechend immer recht sparsam gedüngt und bewässert. Aber auch Starkregen oder längere feuchte Jahreszeiten hat er – ohne Überdachung – problemlos weggesteckt (vgl.: Xanthorrhoea: Pflege).
    Ich nehme meinen Xanthorrhoea daher als sehr pflegeleicht, robust und fehlertolerant wahr.

    Winterschutz

    In der Fachliteratur werden Xanthorrhoea häufig mit einer Frosthärte von etwa -6°C angegeben. Der Xanthorrhoea johnsonii gilt hierbei mit einer Frosthärte von etwa -8°C als eine der frosthärtesten Arten.
    Grundsätzlich sind Frosthärte-Angaben immer mit etwas Vorsicht zu genießen. Worauf bezieht sich die Frosthärte? Stamm? Wurzeln? Blattwerk? Gilt das nur für adulte Bäume? Ab wann kommt es bereits zu initialen Frostschäden? Wie kommt der Grasbaum mit Dauerfrost klar? Und wie verhält es sich in Kombination mit unseren feuchten Wintern?
    Meine bisherigen Erfahrungen zeigen, dass mein Xanthorrhoea johnsonii wirklich leichte Fröste aushält. Die ‚Grashalme‘ vertragen aber deutlich weniger (maximal 0°C).
    Bzgl. geeigneter Winterschutz-Methoden gibt es leider keine Erfahrungsberichte.
    So bleibt die Frage, mit welchen Überwinterungsbedingungen ein Grasbaum klar kommt. Hier geht es neben der Frosthärte auch um Lichtbedarf und Luftfeuchtigkeit im Schutzbau.
    Ich habe mich von Anfang an für eine beheizte Styropor-Umhausung entschieden. Mit Zurrgurten binde ich dazu 4 etwa 10cm starke Styroporplatten im Quadrat als Wände zusammen und lege eine mit Steinen beschwerte 5. Styroporplatte als Dach oben drauf. Der Schutzbau lässt sich in 5 Minuten aufbauen. So überwintert der Grasbaum i.d.R. von November bis März (vgl.: Xanthorrhoea: Winterschutz-Methode ‚Styroporumhausung‘).
    In Summe funktioniert der Winterschutz sehr gut. Die dicken Styroporplatten isolieren so gut, dass man nur sehr wenig beheizen muss. Und der Xanthorrhoea kommt offensichtlich gut mit der etwa 5-monatigen Dunkel-Überwinterung zurecht. Einiziger Wermutstropfen: die Grashalme frieren immer von der Spitze bis zu 30cm zurück.
    Hier suche ich noch nach einer Ursache: sind die Grashalme zu frostempfindlich? Gibt es im Winter Versorgungsprobleme der Blätter? Oder leiden die Blätter unter dem Lichtmangel? Das würde ich gerne zukünftig noch besser verstehen und in den Griff bekommen.
    Aber: Xanthorrhoea haben eine sehr gute Regenerationsfähigkeit. So wächst die Krone bei Zurückfrieren im Frühjahr sehr schnell wieder nach. Die schnelle Regenerationsfähigkeit der Krone rührt vermutlich daher, dass Grasbäume ihre Krone an ihrem Naturstandort nach Buschbränden immer wieder komplett neu bilden müssen.

    Mangelerscheinungen + Krankheiten

    Die Blätter werden häufig im Frühjahr und im Herbst – den Temperaturen und dem ggf. höheren Niederschlag geschuldet – deutlich hell-grüner. Das ist aber ein natürlicher reparabler Prozess, dem auch die meisten anderen Pflanzen unterliegen.
    Ansonsten hatte ich in den 5 Jahren weder Krankheiten noch Schädlingsbefall.

    Fazit

    Nach 5 Jahren Erfahrung mit einem ausgepflanzten Xanthorrhoea johnsonii bleibt festzuhalten:
    Xanthorrhoea sind sehr pflegeleichte und gut regenerationsfähige Bäume, die sehr robust ggü. Krankheiten sind.
    Im Winter benötigen sie einen beheizten Winterschutz. Da Xanthorrhoea auch mit einer mehrmonatigen Dunkelüberwinterung gut zurecht kommen, kann man sie sehr einfach umhausen.
    Wer also glücklicherweise einen Xanthorrhoea im Handel findet (und das nötige Kleingeld hat), dem sei dieser außergewöhnliche Baum wärmstens ans Herz gelegt. Für mich definitiv ein gelebter Traum!