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Trachycarpus fortunei: 7.5 Jahre Mein Münchner Exotengarten 500m über NN

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    Seit 7.5 Jahren kultiviere ich nun Trachycarpus fortunei bei mir im Garten. Es ist doch einiges passiert in der Zeit…


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    Hanfpalme
    Hanfpalme
    Hanfpalme
    Hanfpalme
    Hanfpalme
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    Kauf + Auspflanzung

    Im Juni 2014 bin ich mit meiner Frau und unserem damals gerade 1-jährigen Sohn in den Münchner Norden zu ‚Palme per Paket‘ gefahren. Mein Wissen zu Palmen beschränkte sich zu dem Zeitpunkt darauf, dass man Palmen wohl auch bei uns mit entsprechendem Winterschutz kultivieren kann und dass die Trachycarpus fortunei dafür offensichtlich ganz gut geeignet ist. Mit dem Kinderwagen sind wir die z.T. sehr unwegsamen Gänge der Gewächshäuser abgefahren. Stolze 150€ habe ich schließlich für meine 1. Hanfpalme mit knapp 50cm Stamm bezahlt. Während der Rückfahrt in unserem anthrazit-fabenen X3 ragte die Palme vom Kofferraum bis in die vordere Sitzreihe. Eine kleine Odyssee, an die ich mich immer wieder gerne zurück entsinne.
    Ich weiß noch, wie mein Schwiegervater das anschließende Auspflanzen meiner 1. Palme kommentierte: ‚Des konnst in Bayern vagessn!‘ Zum Glück hatte er Unrecht. Im Nachlauf bin ich sehr froh, dass ich meiner 1. Trachycarpus einen Premium-Platz direkt neben unserer Einfahrt gegönnt habe. Der sonnendurchflutete Standort ist perfekt. Und hier kommt die Hanfpalme einfach ideal zur Geltung.
    1 Jahr später folgen bereits Trachycarpus Nr. 2 + 3.

    Pflege

    Kann es einem anfangs nicht schnell genug gehen mit dem Wachstum, so kommt man schnell an den Punkt, dass einem die Palme über den Kopf wächst und man sich fragt, wie / ob man die Palme im Winter überhaupt noch adäquat schützen kann.
    Seit geraumer Zeit habe ich meine Pflegemaßnahmen entsprechend massiv eingeschränkt: meine Hanfpalmen bekommen maximal 1x zu Beginn einer Vegetationsphase organischen Langzeit-Dünger. Und die Bewässerung beschränke ich nun wirklich auf längere, heiße Dürrephasen.

    Winterschutz

    Auch den Winterschutz habe ich inzwischen umgestellt: statt einer Umhausung werden die Trachycarpus nun seit einigen Wintern nur noch dick eingepackt (und natürlich weiterhin beheizt, wenn es Dauerfrost hat oder die Temperaturen unter -10°C fallen). Das macht den Winterschutz-Aufbau etwas einfacher + flexibler.
    Außerdem reduziere ich inzwischen die Anzahl der Hanfpalmen-Wedel vor jedem Winter. Dazu schneide ich alle Wedel aus dem Vorjahr ab und lasse nur die diesjährig neu produzierten Wedel dran. 10-15 Wedel werden so je Palme und Saison abgeschnitten. Damit minimiere ich die Frosttrocknisgefahr und reduziere so als Nebeneffekt – ganz bewusst – das Wachstum der Palmen. Auf dass ich sie noch lange adäquat bei mir schützen kann…

    Wachstum

    In 7.5 Jahren ist der Stamm meiner 1. Trachycarpus fortunei etwa von 0.5m auf 2m in die Höhe gewachsen. Macht im Schnitt 20cm / Jahr. Der Stammumfang hat sich in der Zeit von 50cm auf über 80cm vergrößert. Das ist für Hanfpalmen eher ein gemächliches Wachstum.
    Im Frühling 2019 – also 5 Jahre nach Auspflanzung – blüht meine Hanfpalme das 1. Mal. Zu dem Zeitpunkt hat sie bereits einen etwa 1.6m hohen Stamm. Da Hanfpalmen i.d.R. bereits etwa mit einer Stammhöhe von 1.0m das 1. Mal blühen können, ist meine mit ihrer 1. Blüte spät dran. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben.
    Das Schicksal meint es gut mit mir: die Hanfpalme stellt sich als weibliches Exemplar heraus, während in unmittelbarer eine männliche, bereits seit 2016 blühende Hanfpalme steht. Einer Befruchtung steht also nichts mehr im Weg. 🙂
    Im Sommer 2019 bilden sich entsprechend erstmals Früchte an meiner ‚Mama‘-Trachycarpus.
    Nachdem ich im Frühjahr 2020 einige Samen im Exotenbeet 4 verbuddelt hatte, entdecke ich am 05.08.20 etwas überraschend meinen 1. Keimling. Leider überlebt der Keimling die Baggerarbeiten (beim Poolbau) im darauffolgenden Frühjahr 2021 nicht.
    Im November 2020 starte ich eine 2. kleine Keim-Versuchsreihe und bereits im Januar 2021 keimen 3 Samen (von denen 2 das Jahr 2021 überleben).

    Mangelerscheinungen + Krankheiten

    Meine 1. Hanfpalme hat in den 7.5 Jahren – im Gegensatz zu vielen einheimischen Pflanzen – nie Probleme gemacht, was Krankheiten + Schädlingsbefall betrifft.
    Gelegentlich gab es im Winter leichte Frostschäden an den Wedeln. Aber das lag immer daran, dass ich Fehler beim Winterschutz gemacht habe (Kältebrücken, nicht-bestromtes Heizkabel).
    Wenn man die Überwinterung adäquat ausführt, hat man mit der Hanfpalme definitiv eine extrem robuste und fehlertolerante Pflanze im Garten.

    Fazit

    Zunächst: die 150€ für meine 1. Trachycarpus fortunei habe ich nie bereut. Im Gegenteil. Die 1. Hanfpalme war ein ganz wesentlicher Meilenstein bei meinem Exoten-Hobby.
    Viele Freunde, Nachbarn, Gäste oder (zufällige) Zaungäste haben meine Hanfpalme bewundert. Es war mir eine besondere Ehre, dass es mein Exotengarten im Frühjahr 2021 sogar ins Fernsehen geschafft hat: Auswintern beim Exotengärtner.
    Und schließlich haben gerade die schutz-intensiven Hanfpalmen bei mir zu einem Umdenken geführt: entschleunigtes Exotengärtnern statt ‚höher, schneller, weiter‘, natürlich auch der Umwelt zuliebe, ohne die es schließlich solch wunderschöne Geschöpfe gar nicht geben würde…