Zum Inhalt springen

Ficus carica: Steckbrief Feigenbaum

    SHARE:

    Ficus carica ist bei uns als Kübelpflanze beliebt, aber aufgrund seiner Frosthärte durchaus auch ein Auspflanzkandidat.

    zur Gallerie

    Ficus carica: Steckbrief 1
    Ficus carica: Steckbrief 2
    Ficus carica: Steckbrief 3
    Ficus carica: Steckbrief 4
    Ficus carica: Steckbrief 5
    Ficus carica
    Ficus carica
    Ficus carica
    Ficus carica
    Ficus carica
    Exit full screenEnter Full screen

    SYSTEMATIK

    Die Echte Feige (Ficus carica) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Feigen (Ficus) in der Familie der Moraceae (Maulbeergewächse).

    Systematik Name
    Abteilung Tracheophyta (Gefäßpflanzen)
    Klasse Magnoliopsida (Bedecktsamer)
    Ordnung Rosales(Rosenartige)
    Familie Moraceae (Maulbeergewächse)
    Gattung Ficus (Feigen)
    Art Ficus carica (Echte Feige)

     
    Es gibt viele hundert verschiedene Feigensorten. Immer wieder tauchen neue Sorten auf, unter ihnen auch bekannte Sorten, die einfach zu Verkaufszwecken durch Züchter + lokale Baumschulen unter anderem Namen neu vermarktet werden. Die Sorten lassen sich mehr oder weniger gut bzgl. ihrer Blätter und Früchte unterscheiden. Eine eindeutige Sortenbestimmung ist i.d.R. kaum möglich, auch, weil Standort + Klima einen erheblichen Einfluß insbesondere auf Größe und Aussehen der Früchte haben.
    Es gibt 2 Unterarten vom Ficus carica:

    • Ficus carica L. subsp. carica
    • Ficus carica subsp. rupestris

     
    Eine nahe Verwandte ist die Ficus palmata (Punjab-Feige), die kleine, gutschmeckende Früchte hervorbringt. Ficus carica und Ficus palmata lassen sich problemlos kreuzen und bringen fruchtbare Nachkommen hervor.

    HERKUNFT / VERBREITUNG

    Der Ficus carica ist über 4.000 Jahre alt und gehört damit zu den ältesten Fruchtbäumen. Die Herkunft liegt vermutlich im asiatischen Mittelmeergebiet.

    EIGENSCHAFTEN

    Wachstum
    Der Ficus carica ist ein laubwerfender Strauch / kleiner Baum mit Wuchshöhen bis zu 5m, gelegentlich auch höher. Größe und Wuchsform sind stark von der jeweiligen Sorte abhängig.
    Frosthärte
    In den rauen Gegenden Deutschlands mit angemessenem Schutzaufwand auspflanzbar gelten diese Feigensorten.
    Problematisch wird es für Feigen (auch sehr frostharte Sorten!) bei Spätfrösten. Blätter und Fruchtansätze erfrieren bereits ab knapp unter 0°C. Und bei Frösten ab etwa -5°C frieren auch Triebe z.T. bis weit ins Holz zurück, wenn sie bereits im Saft stehen.

    HABITUS

    Rhizom / Wurzelsystem
    Feigen sind Herzwurzler, die ihr Wurzelwerk sehr flexibel an den jeweiligen Standort anpassen können.
    Im gemäßigten Klima entspricht das Wurzelwerk eher dem eines Flachwurzlers, da die Wurzeln genug Feuchtigkeit und Nährstoffe in den oberen Bodenschichten finden. In sehr trockenen Regionen können die Wurzeln dagegen auf der Suche nach Wasser auch bis zu 100m tief in den Boden vordringen.
    Die Wurzeln stellen bei uns i.d.R. keine Gefahr für Hauswände dar. Im Gegenteil: Feigen wurden früher (ähnlich wie Weinreben) direkt an eine Hauswand gepflanzt, da sie die Feuchtigkeit aus der Erde ziehen und somit die Kellerwände trocken halten.
    Wuchsform
    Der gräulich-braune Stamm ist meist knorrig und verzweigt häufig schon in geringer Höhe. Typisch für Maulbeerbaumgewächse führen Feigen einen weißen Milchsaft im Stamm, in den Blättern und in den Früchten.
    Im Alter bildet der Ficus carica eine sehr ausladende Krone.
    Blätter
    Die Blätter können bis zu 20cm groß werden. Die Blattform ist stark von der jeweiligen Feigensorte abhängig und somit ein wesentlicher Faktor bei der Sortenbestimmung. Der Blattrand ist i.d.R. unregelmäßig gezähnt. Die dunkelgrüne Blattoberseite ist bei manchen Sorten rauhaarig. Die hellere Blattunterseite ist mit kurzen, flaumigen Haaren bedeckt.
    Blüten
    Feigen haben keine sichtbaren Blüten. Die Blüten befinden sich vielmehr im Inneren der Früchte, die aus diesem Grund eigentlich als Scheinfrüchte (Syconium) gelten. Zur Befruchtung haben Feigen unten eine kleine Öffnung (Ostiolum), gerade groß genug, dass die nur etwa 2mm kleine Feigengallwespe durchkommt.
    Feigen sind gynodiözisch (d.h., es gibt weibliche + zwittrige Pflanzen), aber funktionell diözisch (zweihäusig getrenntgeschlechtig). Man unterscheidet zwischen Wildfeigen (var. caprificus), die man auch als männliche Feigen, Bocksfeigen oder Holzfeigen bezeichnet und Kulturfeigen (var. domestica), die man als weibliche Feigen bezeichnet. Zur Identifikation schneidet man eine unreife Fruchtfeige der Länge nach durch. Weibliche Feigen besitzen in der Mitte der Frucht Unmengen an weißen Griffeln. Nur die Früchte weiblicher Feigenbäume sind genießbar.
    Bei weiblichen Feigenbäumen unterscheidet man 3 Typen von Feigensorten:

    • Smyrna-Typ (smirniaca): Die Früchte reifen nur nach Befruchtung durch die Feigengallwespe (Blastophaga psenes). Da es die im Mittelmeerraum verbreitete Feigengallwespe bei uns nicht gibt, sind diese Feigensorten bei uns leider nicht geeignet.
      Zunächst legt eine weibliche Feigengallwespe ihre Eier in der 1. Blütengeneration (Profichi / Vorfeige) einer männlichen Feige (Wildfeige / Bocksfeige) ab und stirbt anschließend. Nach dem Schlüpfen begatten die männlichen die weiblichen Wespen und sterben ebenfalls. Die weiblichen Feigengallwespen tragen den Blüten-Pollen nun in die 2. Blütengeneration (Fichi / Sommerfeigen) einer weiblichen Feige (Kulturfeige). Die neuerliche Eiablage erfolgt in der 3. Blütengeneration (Mamme / Nachfeigen), wo schließlich im Frühjahr neue Feigengallwespen schlüpfen, die wieder die 1. Blütengeneration einer männlichen Feige zur Eiablage anfliegen.
      Um die Bestäubung zu forcieren, werden männliche Feigen in Kultur häufig zwischen weibliche Feigen gepflanzt oder Zweige einer männlichen Feige in die blühenden weiblichen Feigenbäume gehängt (Caprifizierung).
    • Adriatischer Typ (hortensis): Die Fruchtentwicklung ist auch ohne vorherige Befruchtung (parthenokarp) möglich. Feigen dieser Gruppe benötigen also keinen Befruchtungspartner. Von diesem Feigentyp gibt es 2 Untertypen:
      • Hausfeigen (‚Bifera‘) mit 2 Feigengenerationen (Sommer- + Nachfeigen), z.B. die Sorten ‚Madeleine des deux Saisons‘ und ‚Brown Turkey‘
      • Herbstfeigen (‚Unifera‘) mit nur 1 Feigengeneration (Nachfeigen)

      Möchte man reife Früchte ernten, sollte man ‚Hausfeigen‘ pflanzen, da Nachfeigen bei uns häufig nicht mehr ausreifen.

    • San-Pedro-Typ (intermedia): 1. Fruchtgeneration (Sommerfeigen) ohne vorherige Befruchtung, 2. Fruchtgeneration (Nachfeigen) nur mit vorheriger Befruchtung
    Früchte
    Feigen sind Scheinfrüchte. Sie bilden sich nicht aus einer Blüte, sondern aus dem nach innen gestülpten Blütenstand, der sich mit fortschreitender Reife immer weiter fleischig verdickt. Eine Feige besteht also aus vielen Einzelblüten. Im zunächst hohlen Fruchtkörper bilden sich schließlich kleine Steinfrüchte / Samenkörner, die als Kerne wahrgenommen werden.
    Feigen sind kugelig bis birnenförmig und haben je nach Sorte eine gelbe, grüne oder dunkelviolette Schale. Das Innere der Früchte besteht aus weißem, rotem oder violetten saftigen Fruchtfleisch voller kleiner, weißer Samenkörner. Die Schalendicke variiert je nach Sorte.
    Feigen können bereits im 1. Pflanzjahr Früchte tragen und je nach Sorte jährlich bis zu 3x fruchten:

    • Frühlings- / Vor- / Blütenfeigen (Brebas) treiben im Februar /März am letztjährigen Holz aus und reifen im Juni / Juli. In frostigen Gegenden frieren die äußeren Triebe – und damit auch die Fruchtansätze – häufig zurück. In dem Fall fällt die 1. Ernte aus.
    • Herbstfeigen treiben im Mai / Juni am diesjährigen Holz aus und reifen im August / September. Herbstfeigen reifen bei uns nur in Gegenden aus, wo sie entsprechend viele Sonnenstunden erhalten. Hilfreich ist es daher, wenn man auf möglichst frühreifende Sorten zurückgreift. Feigen, die erst im August austreiben, reifen bei uns i.d.R. nicht mehr aus und sollten daher beim Austrieb zugunsten bereits früher ausgetriebener Feigen abgeschnitten / ausgedreht werden.
    • Nachfeigen treiben im August / September am diesjährigen Holz aus und reifen im Dezember / Januar / Februar.

     
    Bilden sich kleine Fruchtansätze, so empfiehlt es sich, zu ‚pinzieren‘, also die Terminalknospen der früchtetragenden Zweige abzuschneiden, damit die Kraft in die Feigen geht und nicht in die Triebe. In Folge verzweigt die Feige nun an der Stelle.
    Gibt es Probleme bei der Fruchtbildung, so kann dies verschiedene Ursachen haben:

    Problem Ursache Maßnahme
    keine Früchte Baum zu jung 1. Früchte spätestens im 3. Jahr
    falsche Düngung Verwenden von Volldünger im NPK-Verhältnis von etwa 1:2:3
    Früchte werden unreif abgeworfen falsche Feigen-Sorte Verwendung einer selbstfruchtenden / parthenokarpen Sorte
    größere Temperaturschwankungen im Frühjahr Verwendung einer frosthärteren / spät austreibenden Sorte

    Feigen benötigen etwa 3-5 Monate, um auszureifen. Kurz vor der Reife schwellen sie plötzlich innerhalb weniger Tage an und ändern ihre Farbe. In dieser Zeit sollte die Feige ausreichend Wasser bekommen. Bei Starkregen können Feigen in dieser Phase leicht platzen. Bei einer stickstoff-betonten Düngung leidet die Fruchtqualität.
    Feigen sind reif, wenn:

    • sich erste Risse in der Schale bilden
    • die Feige leicht schrumpelig wird
    • die Feige ‚wie ein Sack‘ nach unten hängt
    • sie bei leichtem Druck nachgeben
    • sie sich leicht vom Stiel lösen lässt
    • Wespen die Feigen anfliegen

    Der richtige Erntezeitpunkt ist sehr wichtig. Erntet man zu früh, so ist die Feige oft trocken und nicht süß. Ein Nachreifen ist leider nicht möglich. Stattdessen verdirbt die Feige dann. Die Fruchtreife lässt sich durch einen Tropfen Olivenöl auf die Narbe etwas forcieren.
    Feigen können frisch verzehrt oder zu Konfitüren, Likör und Trockenfeigen verarbeitet werden. Frische Feigen sollte man spätestens 1-2 Tage nach der Ernte verzehren, da sie andernfalls schnell matschig und schimmelig werden, ein Grund, warum man Feigen bei uns hauptsächlich getrocknet im Verkauf findet. Grundsätzlich kann man neben dem Fruchtfleisch i.ü. auch die Schale essen.
    Feigen aus Supermärkten sind i.ü. i.d.R. nicht vegan, da es sich bei Supermarkt-Feigen meist um Feigen-Sorten handelt, die von der Feigengallwespe befruchtet werden müssen. Zur Befruchtung dringen die Feigengallwespen in die Feige ein und sterben dann dort. Dagegen sind Feigen aus unseren Breitengraden meist vegan, da es bei uns keine Feigengallwespen gibt.
    Feigen haben wenig Kalorien. Getrocknete Feigen haben einen hohen Gehalt an Mineralstoffen, Vitaminen und Ballaststoffen.