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Ficus carica: Steckbrief Feigenbaum

    Ficus carica (Feigen) sind aus biologischer Sicht hoch-spannend und liefern mit ihrer Sorten-Vielfalt ein breites Spektrum für den Gärtner.

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    Ficus carica
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    SYSTEMATIK

    Die Echte Feige (Ficus carica) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Feigen (Ficus) in der Familie der Moraceae (Maulbeergewächse).
    SystematikName
    AbteilungTracheophyta (Gefäßpflanzen)
    KlasseMagnoliopsida (Bedecktsamer)
    OrdnungRosales (Rosenartige)
    FamilieMoraceae (Maulbeergewächse)
    GattungFicus (Feigen)
    ArtFicus carica (Echte Feige)
    Es gibt viele hundert verschiedene Feigensorten. Immer wieder tauchen neue Sorten auf, unter ihnen auch bekannte Sorten, die einfach zu Verkaufszwecken durch Züchter + lokale Baumschulen unter anderem Namen neu vermarktet werden. Die Sorten lassen sich mehr oder weniger gut bzgl. ihrer Blätter und Früchte unterscheiden. Eine eindeutige Sortenbestimmung ist i.d.R. kaum möglich, auch, weil Standort + Klima einen erheblichen Einfluß insbesondere auf Größe und Aussehen der Früchte haben.
    Es gibt 2 Unterarten vom Ficus carica:

    • Ficus carica L. subsp. carica
    • Ficus carica subsp. rupestris

     
    Ein naher Verwandter ist der Ficus palmata (Punjab-Feige), der kleine, gutschmeckende Früchte hervorbringt. Ficus carica und Ficus palmata lassen sich problemlos kreuzen und bringen fruchtbare Nachkommen hervor.

    HERKUNFT / VERBREITUNG

    Der Ficus carica ist über 4.000 Jahre alt und gehört damit zu den ältesten Fruchtbäumen. Die Herkunft liegt vermutlich im asiatischen Mittelmeergebiet.

    EIGENSCHAFTEN

    Wachstum
    Ficus carica wächst recht schnell und kann gerade in jungen Jahren 50cm und mehr pro Jahr wachsen. Je nach Sorte können Wuchshöhen und -breiten bis zu 5m erreicht werden.
    Frosthärte
    In den rauen Gegenden Deutschlands mit angemessenem Schutzaufwand auspflanzbar gelten diese Feigensorten.
    Problematisch wird es für Feigen (auch sehr frostharte Sorten!) bei Spätfrösten. Blätter und Fruchtansätze erfrieren bereits ab knapp unter 0°C. Und bei Frösten ab etwa -5°C frieren auch Triebe z.T. bis weit ins Holz zurück, wenn sie bereits im Saft stehen.

    HABITUS

    Wurzelsystem
    Feigen sind Herzwurzler, die ihr Wurzelwerk sehr flexibel an den jeweiligen Standort anpassen können.
    Im gemäßigten Klima entspricht das Wurzelwerk eher dem eines Flachwurzlers, da die Wurzeln genug Feuchtigkeit und Nährstoffe in den oberen Bodenschichten finden. In sehr trockenen Regionen können die Wurzeln dagegen auf der Suche nach Wasser auch bis zu 100m tief in den Boden vordringen.
    Die Wurzeln stellen bei uns i.d.R. keine Gefahr für Hauswände dar. Im Gegenteil: Feigen wurden früher (ähnlich wie Weinreben) direkt an eine Hauswand gepflanzt, da sie die Feuchtigkeit aus der Erde ziehen und somit die Kellerwände trocken halten.
    Sprossachse
    Auch, wenn man immer wieder vom Feigenbaum / Feigenstämmchen liest, wachsen Feigen von Natur aus nicht als Baum, sondern mehrtriebig als Strauch. Häufig werden sie mit entsprechendem Schnitt aber zum Baum umerzogen. Für maximale Frosthärte ist aber die Buschform ratsam.
    Feigen bilden eine gräulich-braune Rinde und sind laubabwerfend. Typisch für Maulbeerbaumgewächse führen Feigen einen weißen Milchsaft im Geäst, in den Blättern und in den Früchten.
    Blätter
    Die Blätter können bis zu 20cm groß werden. Der Blattrand ist i.d.R. unregelmäßig gezähnt. Die dunkelgrüne Blattoberseite ist bei manchen Sorten rauhaarig. Die hellere Blattunterseite ist mit kurzen, flaumigen Haaren bedeckt.
    Die Blattform ist stark von der jeweiligen Feigensorte abhängig und somit neben den Früchten ein wesentlicher Faktor bei der Sortenbestimmung. Dennoch ist die Bestimmung häufig niche eindeutig, da Blätter (und Früchte) der selben Sorte (und sogar des selben Baums) stark variieren können (Polymorphismus).
    Blüten / Früchte
    Feigen haben keine sichtbaren Blüten. Vielmehr bilden sie zunächst Scheinfrüchte (Syconium) aus, die im Inneren eine Vielzahl von Blüten beinhalten. Zur Befruchtung haben Feigen unten eine kleine Öffnung (Ostiolum), gerade groß genug, dass die nur etwa 2mm kleine Feigengallwespe durchkommt. Mit Befruchtung verdickt sich die Frucht und wird zunehmend fleischig. Im zunächst hohlen Fruchtkörper bilden sich schließlich kleine Steinfrüchte, die beim Verzehr als Kerne wahrgenommen werden.
    Feigen sind kugelig bis birnenförmig und haben je nach Sorte im reifen Zustand eine gelbe, grüne, orange oder violette Schale. Das Innere der Früchte besteht aus weißem, rotem oder violetten saftigen Fruchtfleisch voller kleiner, weißer Samenkörner. Die Schalendicke variiert je nach Sorte. Schalen- und Fruchtfleisch-Farbe gibt es je nach Sorte in verschiedensten Variationen. Es gibt also z.B. Sorten mit dunkler Schale und hellem Fruchtfleisch als auch solche mit heller Schale und dunklem Fruchtfleisch. Der Geschmack geht von fruchtig über karamellig / süß bis zitronig. Feigen haben wenig Kalorien. Getrocknete Feigen haben einen hohen Gehalt an Mineralstoffen, Vitaminen und Ballaststoffen.
    Feigen können je nach Sorte bereits im 1. Pflanzjahr Früchte tragen und jährlich bis zu 3x fruchten:

    • 1. Fruchtgeneration: Frühlings- / Vor- / Blütenfeigen (Brebas) treiben im März / April am letztjährigen Holz aus und reifen im Juni / Juli. In frostigen Gegenden frieren die äußeren Triebe – und damit auch die Fruchtansätze – häufig zurück. In dem Fall fällt die 1. Ernte aus.
    • 2. Fruchtgeneration: Herbst- / Sommerfeigen treiben etwa zwischen Mai / Juni an diesjährigen, neuen Trieben aus und reifen im August / September. Herbstfeigen reifen bei uns nur in Gegenden aus, wo sie entsprechend viele Sonnenstunden erhalten. Hilfreich ist es daher, wenn man auf möglichst frühreifende Sorten zurückgreift. Feigen, die erst im August austreiben, reifen bei uns i.d.R. nicht mehr aus und sollten daher beim Austrieb zugunsten bereits früher ausgetriebener Feigen abgeschnitten / ausgedreht werden. Herbstfeigen erkennt man im Zweifel daran, dass sie immer in einer Blattachsel wachsen, während Frühlingsfeigen am unbelaubten Teil eines Zweigs wachsen.
    • 3. Fruchtgeneration: Nachfeigen treiben im August / September ebenfalls an neuen Trieben aus, reifen aber bei uns i.d.R. nicht mehr aus.

    Manche Sorten bilden nur Frühlingsfeigen, andere nur Herbstfeigen und wieder andere bilden Frühlings- und Herbstfeigen (sowie ggf. Nachfeigen).
    Es gibt männliche und weibliche Feigen. Die äußerliche Unterscheidung zwischen männlichen und weiblichen Feigen ist nicht trivial. Ist man sich bzgl. des Geschlechts einer Feige unsicher, so kann man eine unreife Feige der Länge nach durchschneiden. Weibliche Feigen besitzen in der Mitte der Frucht Unmengen an weißen Griffeln:

    • Männliche Feigen (Bocksfeigen / Holzfeigen) besitzen männliche und weibliche Blüten, was zeigt, dass die Bezeichnung ‚männliche Feige‘ irreführend ist. Im Gegenteil: sie sind die einzigen vollständig ausgebildeten Feigen, evolutionär vermutlich die Ur-Feigen. Ihre Früchte sind recht klein und i.d.R. auch nicht sonderlich schmackhaft, was sie für die Kultivierung bei uns eher uninteressant macht. Der Begriff ‚Bocksfeige‘ rührt i.ü. daher, dass diese insbesondere von Ziegen sehr gerne verzehrt werden.
    • Weibliche Feigen (Hausfeigen / Fruchtfeigen) lassen sich bzgl. Befruchtung in 3 Typen unterscheiden:
      • Smyrna-Feige (smirniaca): Smyrna-Feigen verfügen nur über weibliche Blüten. Sie sind daher auf die Befruchtung durch die Feigengallwespe (Blastophaga psenes) angewiesen.
        Um die Bestäubung zu forcieren, werden männliche Feigen in Kultur häufig zwischen weibliche Feigen gepflanzt oder Zweige einer männlichen Feige in die blühenden weiblichen Feigenbäume gehängt (Caprifizierung).
        Da die im Mittelmeerraum verbreitete Feigengallwespe bei uns (bis auf wenige Ausnahmen) nicht vorkommt, sind diese Feigensorten bei uns leider nicht geeignet.
      • Kulturfeige / adriatische Feige (hortensis): Bei diesem Feigen-Typ ist die Fruchtentwicklung auch ohne vorherige Befruchtung (parthenokarp) möglich. Feigen dieses Typs benötigen also keinen Befruchtungspartner (und keine Feigengallwespen) und sind von daher als selbstfruchtende Feigen ideal für eine Kultivierung bei uns.
      • San-Pedro-Feige (intermedia): Dieser Feigentyp ist eine Mischung aus Smyrna-Feige und Kulturfeige: die 1. Fruchtgeneration (Frühlingsfeigen) erfolgt parthenokarp, also ohne vorherige Befruchtung, während die 2. Fruchtgeneration (Herbstfeigen) eine vorherige Befruchtung (durch Feigengallwespen) erfordert.

    Zur Befruchtung legt eine weibliche Feigengallwespe zunächst ihre Eier in der 1. Fruchtgeneration einer männlichen Feige ab und stirbt anschließend. Nach dem Schlüpfen begatten die männlichen die weiblichen Wespen und sterben ebenfalls. Die weiblichen Feigengallwespen tragen den Blüten-Pollen (männlicher Blüten) nun in die 2. Fruchtgeneration einer männlichen oder weiblichen Feige und befruchten auf diese Weise deren weibliche Blüten. Während die Wespen in einer weiblichen Feige nicht mehr rausfinden und dort sterben, können sie von einer männlichen Feige aus die neuerliche Eiablage in einer 3. Fruchtgeneration tätigen, wo schließlich im Frühjahr neue Feigengallwespen schlüpfen, die wieder die 1. Fruchtgeneration einer männlichen Feige zur Eiablage anfliegen.
    Feigen benötigen etwa 3 Monate, um auszureifen. Kurz vor der Reife schwellen sie innerhalb weniger Tage an und ändern ihre Farbe. In dieser Zeit sollte die Feige ausreichend Wasser bekommen. Bei Starkregen können Feigen in dieser Phase leicht platzen.
    Besteht Sorge, dass die Feigen nicht mehr ausreifen, so kann man den Reifungsprozess beschleunigen, indem man…

    • die Anzahl der Feigen reduziert
    • die Terminalknospe der früchtetragenden Zweige herausdreht (=’pinziert‘). So geht die Kraft in die Feigen geht und nicht in die Triebe. In Folge verzweigt die Feige an der entsprechenden Stelle.
    • etwas Olivenöl unten auf die Ostiole gibt

    Feigen sind reif, wenn…

    • sich erste Risse in der Schale bilden
    • sie leicht schrumpelig werden
    • sie ‚wie ein Sack‘ nach unten hängen
    • sie sich weich anfühlen
    • sie sich leicht vom Stiel lösen lassen
    • Wespen die Feigen anfliegen

    Der richtige Erntezeitpunkt ist sehr wichtig. Erntet man zu früh, so ist die Feige oft trocken und nicht süß. Ein Nachreifen ist leider nicht möglich. Stattdessen verdirbt die Feige dann.
    Feigen können frisch verzehrt oder zu Konfitüren, Likör und Trockenfeigen verarbeitet werden. Frische Feigen sollte man spätestens 1-2 Tage nach der Ernte verzehren, da sie andernfalls schnell matschig und schimmelig werden, ein Grund, warum man Feigen bei uns hauptsächlich getrocknet im Verkauf findet. Grundsätzlich kann man neben dem Fruchtfleisch i.ü. auch die Schale essen.
    Feigen aus Supermärkten sind i.ü. i.d.R. nicht vegan, da es sich bei Supermarkt-Feigen meist um Feigen-Sorten handelt, die von der Feigengallwespe befruchtet wurden. Zur Befruchtung dringen die Feigengallwespen in die Feige ein und sterben dann dort. Dagegen sind in unseren Breitengraden kultivierte Feigen meist vegan, da es bei uns keine Feigengallwespen gibt.