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Die Feigen-Wundersorte ‚Sotschi Gold’ bzw. die Geister, die ich rief Exotengarten-Geschnatter

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    Über die Wunder-Feige ‚Sotschi Gold‘ wird in Fachforen sehr kontrovers diskutiert. Jetzt wird aus dem Hobby-Projekt ein echtes Business…


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    Ficus carica Sotschi Gold
    Ficus carica Sotschi Gold
    Ficus carica Sotschi Gold
    Ficus carica Sotschi Gold
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    Die Wunder-Feige ‚Sotschi Gold’…

    In Feigen-Fachforen geht der Puls schnell in die Höhe, wenn die Sprache auf die Sorte ‚Sotschi Gold‘ kommt. Diese Sorte wird von Wolfgang Schwarz seit einigen Jahren zu horrenden Preisen vertrieben.
    Die Sorte soll ursprünglich aus dem Kaukasus (daher auch die Bezeichnung ‚Sotschi‘) stammen und dort von einem Feigenzüchter veredelt worden sein. Laut Wolfgang stehen 2 ‚Sotschi Gold‘-Feigenbäume seit 2002 in seinem eigenen Garten in Weißensberg bei Lindau am Bodensee, wo sie Winter bis -25°C überstanden haben sollen und pro Saison 2-3x sehr große, honigsüße Riesenfrüchte tragen.
    In entsprechenden Fachforen wird die Existenz dieser ‚Wundersorte‘ sehr kritisch diskutiert. Viele halten die Sorte für reine Fantasie und identifizieren sie vielmehr als Bananenfeige, also als Ficus carica ‚Longue d’Aout‘ (LdA). Wolfgang führt hier seit Jahren einen regelrechten Glaubenskrieg mit anderen Feigen-Experten. Und häufig fallen dann bei Wolfgang auch Aussagen wie ‚Wahrheiten will keiner hören‘ + ‚Fake News‘. Eine Rhethorik, wie sie auch Corona-Verweigerer und AFD-Wähler gerne nutzen, wozu Wolfgang nach eigenen Angaben auch gehört: ‚Umgeimpft. AFD. Es wird Zeit, Farbe zu bekennen‘.
    Ich habe mich im Juli 2022 trotzdem auf das teure Abenteuer eingelassen. Die verflixte Neugier hat mich mal wieder getrieben…

    … bzw. die Geister, die ich rief

    Aufgrund der tollen Eigenschaften der ‚Sotschi Gold‘ warnt der Verkäufer auf seiner eBay-Seite immer wieder eindringlich vor ‚Trittbrettfahrern, die Feigenbäumchen als ‚Sotschi Gold‘ anbieten, welche keine sind… Der Neid um diese Feige ist riesengroß.‘
    Inzwischen gibt es erste Leute, die auch echte ‚Sotschi Gold‘-Steckhölzer zum Verkauf anbieten. Noch orientieren sie sich bei der Preisfindung i.d.R. an den Preisen von Wolfgang – wie auch von ihm gewünscht (‚Ich bitte euch, wenn ihr Stecklinge anbietet, ebenfalls an die Preise zu halten, denn die Sotschi muß nicht verschleudert werden‘).
    Das Geschäft scheint gut zu laufen, zumindest, solange es nicht zum Preiskampf zwischen den verschiedenen Anbietern kommt.

    Ein Anbieter geht nun den nächsten Schritt. Er hat bei Wolfgang ‚Sotschi Gold‘-Steckhölzer gekauft, nur mit dem Ziel, diese schnellstmöglich zu vermehren und so den schnellen Reibach zu machen. Ob ‚Sotschi Gold‘ und damit die von ihm verkauften Steckhölzer wirklich die versprochenen Eigenschaften haben, weiß er nicht und das scheint ihn auch wenig zu interessieren. Sollte sich herausstellen, dass die ‚Sotschi Gold‘ doch nicht hält, was sie verspricht, beruft er sich – nach eigener Aussage – einfach auf Wolfgang und seine Angaben. Mit anderen Worten: Regressansprüche werden dann vermutlich an Wolfgang weitergeleitet. Ansich ein normales Geschäftsgebahren. Auch in Gartencentern und Baumärkten werden ja Pflanzen angeboten, wo man sich bzgl. deren Eigenschaften auf die Hersteller-Angaben verlässt.
    So wird aus dem Hobby-Projekt nun sukzessive ein hart umkämpftes Business. Mit allen Konsequenzen.
    Ich will und kann Wolfgang nicht unterstellen, dass ‚Sotschi Gold‘ ein Fake ist. Ich könnte mir aber vorstellen, dass er bei der Beschreibung seiner ‚Sotschi Gold‘ ggf. an der einen oder anderen Stelle etwas überschwänglich optimistisch war. Nicht aus Argwohn. Sondern einfach nur, weil man sich in hitzigen Diskussionen gerne auch mal etwas versteigt. Das wäre nicht weiter schlimm, solange man sich als Hobby-Gärtner im kleinen Rahmen bewegt.
    Ich fürchte aber: wenn der ‚Sotschi Gold‘-Handel jetzt Stück für Stück professionaliert in die Breite geht, könnte ihm das ggf. irgendwann auf die Füße fallen.
    Die Geister, die ich rief…