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Olea europaea: Winterschutz Olivenbaum

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    Da Olivenbäume bei uns nur bedingt winterhart sind, benötigen sie i.d.R. einen guten Winterschutz. Worauf es dabei ankommt…

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    Allgemein

    Unsere feuchten Winter mit z.T. starken Frösten + langanhaltenden Dauerfrost-Perioden bedeuten für Olivenbäume Stress. In Folge kann es zu Frostschäden kommen:

    Frostschaden Beschreibung
    Wurzelschaden erkennt man an schwachen Neuaustrieben oder welkenden Blüten
    Risse an Stamm + Zweigen treten im Frühjahr bei starkem Saftstrom + wechselnden Temperaturen um den Gefrierpunkt auf. Gefahr besteht auch bei Rindenverletzungen. Rissstellen sollten umgehend z.B. mit Strohband umwickelt werden, um Wassereintritt + das Gefrieren des Wassers zu verhindern. Kleinere Frostrisse verheilen im Frühjahr von selbst. Schält sich die Rinde ab, sollte geschnitten werden. Bei stärkeren Rissen (auch am Stamm) sollte unterhalb des Risses geschnitten werden.
    Zerstörtes Cambium erkennt man bei jungen Pflanzen außen an einer Schrumpfung + Braunfärbung der Rinde. Da zerstörtes Cambium (= die Schicht unter der Rinde) noch eine bestimmte Zeit seine grüne Farbe behält, bringt das Anritzen der Rinde frühestens 2-3 Monate nach dem letzten Frost ein verlässliches Ergebnis. Ein besserer Test ist das Ablösen der Rinde: ist das nicht mehr einfach möglich, deutet dies auf zerstörtes Cambium hin. Geschädigtes Cambium kann sich allerdings durchaus wieder regenerieren.

    Übrigens: während gesunde Olivenpflanzen auf Schnitt zumeist mit Neutrieben direkt unterhalb des Schnittes reagieren (acrotonisch), produzieren frostgeschädigte Pflanzen Neutriebe bei starkem Rückschnitt bodennah am unteren Stammende (basitonisch). Um einen unnötig-starken Rückschnitt + das bodennahe Austreiben zu verhindern, sollte man daher mit dem Rückschnitt erfrorener Zweige bis zum Juli warten.

    Kälteschutz

    Der Kälteschutz beginnt schon mit der richtigen Sorten-Wahl: insbesondere nord-italienische Sorten sind hier eine sehr gute Wahl.
    Olivenbäume sollten in sehr kargen, durchlässigen Boden gepflanzt werden, idealerweise direkt in Kies / Schotter. Das hat 2 Effekte: die Triebe reifen besser aus und sind entsprechend frosthärter. Und bei durchlässigem Boden trotzt der Olivenbaum dem Frost besser.
    Olivenbäume sollten vor dem Winter nicht geschnitten werden, denn jedes Blatt produziert Zucker, welches der Baum im Winter als Frostschutz benötigt. Selbst bodennahe Triebe aus der Unterlage können das unterstützen.

    Darüber hinaus sollte man zwischen April und August mit stickstoffbetontem Dünger düngen. Der stickstoffbetonte Dünger sorgt dafür, dass genügend Zucker als Frostschutz für den Winter eingelagert wird. Ab September sollte man nur noch mit einem mit Magnesium angereicherten Kalium-Dünger (z.B. Patentkali) düngen, um das Verholzen der frischen Triebe zu forcieren.
    Olivenbäume benötigen i.ü. zwingend eine Winterruhe mit Temperaturen nahe des Gefrierpunktes. Andernfalls kommt es zu schwacher oder keiner Blütenbildung. Das Verpackungsmaterial sollte lichtdurchlässig und atmungsaktiv sein (z.B. Thermovlies M85). Dunkles Verpackungsmaterial und Luftpolsterfolie sollten vermieden werden, auch, um hohe Temperaturschwankungen im Schutzbau zu vermeiden.
    Da Olivenbäume empfindlich sind und schnell mit Blattwurf reagieren, ist es empfehlenswert, den Schutz im Laufe eines Winters flexibel an die jeweilige Wetterlage anzupassen:
    leichter Kälteschutz
    Leichter Kälteschutz ist empfehlenswert, sobald es ersten Frost geben soll. Als Flachwurzler benötigen Olivenbäume vorallem einen effektiven Wurzelschutz. Leichter Kälteschutz sieht einen einfachen Wurzelschutz vor, bei dem der Wurzelbereich dick + großflächig mit Mulch, Laub, einer professionellen Schutzmatte o.ä. bedeckt werden. Da feuchter Mulch / feuchtes Laub den Boden abkühlt, sollte der Mulch bzw. das Laub zusätzlich (z.B. mit Noppenfolie) abgedeckt werden. Zusätzlich kann man den Stamm mit Vlies einpacken.
    Die Stämme junger Bäume bekommen vorzugsweise im Frühjahr (bei nächtlichem Frost und nachfolgend sonnenreichen Tagen) gelegentlich leichte Frostrisse. Dem kann man z.B. mit einem Weißanstrich entgegen wirken.
    mittlerer Kälteschutz
    Mittlerer Kälteschutz erfordert das Einpacken von Stamm und Krone mit Vlies (z.B. dicker Teichvlies), Jute, Schilf oder ähnlichen wasserabweisenden, atmungsaktiven Materialien. Vlieshauben mit Reißverschluss (zur flexibelen Belüftung + Bewässerung) eignen sich hier besonders gut. Im Handel gibt es auch spezielle Winterschutzzelte, die aber ihren Preis haben.
    Mittlerer Schutz ist erforderlich, sobald es über einen längeren Zeitraum Nacht- oder Dauerfrost geben soll.
    starker Kälteschutz
    Starker Kälteschutz erweitert den mittleren Winterschutz um eine Beheizung, z.B. über temperaturgesteuerte Heizkabel, Lichterketten (mit Glühbirnen, keine LED-Lampen) oder einen Heizlüfter. Bei Einsatz eines Heizlüfters sollte man diesen nicht direkt gegen den Baum blasen lassen, da dies zu sehr starken Temperaturdifferenzen am Stamm führen kann.
    Dieser Schutz ist spätestens erforderlich, sobald Tiefsttemperaturen unter -10°C (nur bei besonders frostharten Olivenbaumsorten) zu erwarten sind. Trotz Beheizung sollte die Temeratur im Schutzbau / Zelt nicht +5°C überschreiten, da die Olive andernfalls in eine vegetative Phase übergeht.

    Nässeschutz

    Um ihre Frosthärte im Winter voll ausspielen zu können, sollten Olivenbäume mit einem möglichst trockenen Boden in den Winter gehen. Der frühzeitige Nässeschutz des Wurzelbereichs im Spätherbst ist daher das A+O.

    Rissstellen und Wunden sollten vor dem Winter verschlossen / abgedeckt werden, um den Wassereintritt + das Gefrieren des Wassers in der Wunde zu verhindern. Ansonsten ist der Olivenbaum im Winter mit dem mittleren Kälteschutz ausreichend gegen Nässe geschützt. Wichtig in dem Zusammenhang: gerade Olivenbäume neigen im Winterschutz schnell zu Pilz- oder Schädlingsbefall. Es ist daher eminent wichtig, den Winterschutz immer wieder zu belüften, sobald es das Wetter zulässt.