Das Kultivieren exotischer Pflanzen wird gerade von Umweltschützern immer wieder kritisch beäugt. Exotengarten = Umweltsünde?
Vorab sei eins mal gesagt: als Gärtner liefert man per se erstmal einen positiven Beitrag für das Klima, da Pflanzen CO2 in Biomasse umwandeln und so der Klimaerwärmung entgegenwirken. Das gilt für einheimische wie exotische Pflanzen. Trotzdem sieht man sich als Exotengärtner immer mal wieder Kritik von Umweltschützern ausgesetzt, die das Kultivieren exotischer Pflanzen aus verschiedenen Gründen z.T. äußerst kritisch bewerten: |
Artensterben: Pflanzen |
Kritik: Durch das Kultivieren exotischer Pflanzen wird unsere einheimische Pflanzenwelt verdrängt. Zur Wahrheit gehört: Als Exotengärtner kultiviert man i.d.R. exotische Pflanzen, die man im Winter schützen muss, weil sie hier – u.a. aufgrund nicht-ausreichender Frosthärte – nicht eigenständig überleben können. Nicht-überlebensfähige Exoten können einheimische Pflanzen aber per se nicht verdrängen. Kritisch sind dagegen exotische Pflanzen, die hier durch den Klimawandel inzwischen ein geeignetes Klima vorfinden, die also verwildern können. Sie stellen eine potentielle Gefahr für einheimische Pflanzen dar. Diese ‚Neophyten‘ werden allerdings – auch ohne Exotengärtner – sehr schnell den Weg in unsere Natur finden und sich hier ausbreiten. Ob wir das gut finden oder nicht… Auf der anderen Seite führt der Klimawandel dazu, dass viele einheimische Pflanzen bei uns sukzessive aussterben, weil unsere Sommer für sie zu heiss und trocken werden. Schon heute müssen viele einheimische Pflanzen bei uns im Sommer extensiv bewässert werden, damit sie noch überleben können. Der Rasensprenger-Einsatz in vielen deutschen Gärten und Anlagen sei hier nur exemplarisch genannt. Heisst: Der Klimawandel wird unsere Flora nachhaltig verändern und für das Artensterben vieler einheimischer Pflanzen sorgen, nicht ein paar Hobbygärtner, die hier für die einheimische Flora unkritische (da i.d.R. eigenständig nicht-überlebensfähige) exotische Pflanzen kultivieren. |
Artensterben: Tiere |
Kritik: Da exotische Pflanzen unseren Tieren keine geeignete Nahrung liefern, finden diese nicht mehr ausreichend Nahrung, wenn mehr und mehr exotische Pflanzen bei uns kultiviert werden. Zur Wahrheit gehört: Kommt es hier aufgrund des Klimawandels zu einer starken Veränderung der Flora, so wird sich auch die Fauna ändern, eben weil Insekten nicht mehr genügend Futter finden. Entsprechende Insektenarten werden sich anpassen, aussterben oder mit der Flora in besser geeignete Gegenden abwandern. Grundsätzlich gilt: Je unspezialisierter eine Pflanze (bzgl. Blütenform, -farbe etc.), desto mehr Tiere können von ihr profitieren. Stark spezialisierte Pflanzen liefern dagegen meist nur ganz bestimmten Tiere Nahrung. Heißt: unspezialisierte, exotische Pflanzen bieten i.d.R. auch einer Vielzahl einheimischer Tiere Nahrung. Nur bei spezialisierten, exotischen Pflanzen kann es sein, dass diese nur Tieren Nahrung liefern, die es bei uns ggf. gar nicht gibt. Und wenn ich sehe, wie intensiv Insekten die Blüten exotischer Pflanzen in unserem Garten anfliegen, zeigt das, dass die Kritik an exotischen Pflanzen – zumindest in der Pauschalität – in diesem Punkt nicht gerechtfertigt ist. |
Schotterbeete |
Kritik: Um die ‚lästige‘ Gartenarbeit zu minimieren, legen viele Menschen ‚tote‘ Schotterbeete an, die Insekten und Vögeln keine Nahrung und keine Lebensräume bieten. Zur Wahrheit gehört: Exotenbeete sind keine Schotterbeete. Pflanzt man exotische Pflanzen bei uns aus, so sollte man sie in durch Mineralien aufgelockerte Erde setzen, da die meisten exotischen Pflanzen einen wasserdurchlässigen, kargen Boden benötigen. Mit Faulheit hat das nichts zu tun. Und im Gegensatz zu einem ‚toten‘ Schotterbeet kann ein Exotenbeet auch viele blühende Pflanzen beinhalten, die Insekten und Vögeln genügend Nahrung und entsprechende Lebensräume bieten. |
Pflegeaufwand |
Kritik: Exotengärtnern ist ein pflegeintensives Hobby. Zur Wahrheit gehört: Zunächst mal: in Hobbies investiert man i.d.R. sehr gerne mehr Zeit. Warum also nicht auch beim Exotengärtnern? Betrachtet man den investierten Zeitaufwand, so hat man mit exotischen Pflanzen im Winter auf alle Fälle einen erhöhten Aufwand. Exoten müssen im Winter halt besonders gut geschützt werden. Auf der anderen Seite ist der Aufwand im Sommer i.d.R. geringer als bei einheimischen Pflanzen. Wie schon erwähnt benötigen immer mehr einheimische Pflanzen aufgrund des Klimawandels eine Zusatz-Bewässerung in den heißen, trockenen Sommern. Dagegen stammen viele exotische Pflanzen aus sehr heissen, regenarmen Gegenden, wo sie häufig auf sehr kargen Böden wachsen. Diese Pflanzen benötigen weitaus weniger Wasser und Dünger als die meisten einheimischen Pflanzen. Ein Grund, warum viele Experten in genügsamen, exotischen Pflanzen unsere Pflanzen der Zukunft sehen (vgl.: ‚Global Gardening‘ von Thomas Amersberger). Überdies sind viele Exoten weitaus weniger anfällig gegen Krankheiten + Fressfeinde, müssen also nicht laufend gespritzt werden. Gut für die Umwelt. |
Winterschutzaufwand |
Kritik: Das winterliche Beheizen exotischer Pflanzen belastet die Umwelt. Zur Wahrheit gehört: Die meisten Exoten brauchen bei uns Winterschutz und manche müssen dazu auch zumindest temporär beheizt werden. Wie sieht eine solche Beheizung aus? I.d.R. verwendet man dazu Grabkerzen, Lichterketten (kein LED!) oder auch Heizkabel. Ein 4m-Heizkabel verbraucht z.B. 64W. Das ist gerade soviel wie etwa 2 Glühbirnen, die man im Haus zur Beleuchtung einsetzt. Mit einer effektiven Umhausung / Verpackung kann man den Heizbedarf bereits stark reduzieren. Und durch Einsatz von Thermostaten kann man man sicherstellen, dass jede Pflanze nur so lange beheizt wird, wie gerade eben erforderlich. Typischerweise hält man die Temperatur damit nur knapp über der Frosthärte der jeweiligen Pflanze. Und wer die Möglichkeit hat, kann den Energiebedarf mit Hilfe einer Photovoltaik-Anlage sogar komplett mit ‚grünem Strom‘ abdecken. |
Zusammenfassung |
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