Exotisches Obst aus dem eigenen Garten? – Geht! Mit der richtigen Sorte sogar in klimatisch eher ungünstigen Lagen…
Exotische Obstpflanzen für den eigenen Garten |
Obst aus dem eigenen Garten ist eine tolle Sache: es schmeckt einfach viel besser, weil man es frisch ernten kann. Und es ist auch gesünder, sofern man es ungespritzt kultiviert. Viele Hobby-Gärtner probieren sich auch an exotischem Obst. Besonders beliebt sind hierbei Feigen, Zitronen, Oliven, o.ä.. Kultiviert werden diese in aller Regeln in Kübeln, die man alljährlich vor dem Winter in den Keller oder die Garage hievt, um sie im Frühjahr wieder auf die Terasse oder in den Garten zu stellen. Dabei gibt es durchaus einige exotische Obstpflanzen, die man mit überschaubarem Aufwand auch bei uns dauerhaft im eigenen Garten pflanzen kann. Grundsätzlich gilt: Die Kultivierung exotischer Pflanzen funktioniert, wenn man als Gärtner das Delta zwischen dem Klima am Naturstandort der jeweiligen Pflanze und dem im eigenen Garten durch geeignete Schutz- und Pflegemaßnahmen bestmöglich kompensiert. Bei exotischen Obstpflanzen spielt neben Frost- und Nässeverträglichkeit vorallem der Sonnenstundenbedarf eine entscheidende Rolle, damit die Früchte bei uns ausreifen können. Aber selbst bei vermeintlich ungeeigneten Obstpflanzen gibt es oftmals Sorten, die sehr wohl auch bei uns im Garten kultiviert werden können. |
Feigen im Garten |
Feigen (Ficus carica) sind womöglich das spannenste, weil komplexeste Feld unter den exotischen Obstpflanzen (vgl.: Faszination Feige). Ein Grund, warum sie das meist-kultivierte exotische Obst in deutschen Gärten darstellen (vgl.: Umfrage: Beliebtestes exotisches Obst). Zunächst ganz wichtig: möchte man bei uns leckere Früchte ernten, so sollte man zwingend eine weibliche, selbstfruchtende Feige – eine sogenannte ‚Kulturfeige‘ – wählen. Zur Auswahl stehen hierbei viele hundert verschiedene Feigensorten, die sich optisch, geschmacklich, bzgl. Fruchtfolge und Frosthärte z.T. massiv unterscheiden. Was die Optik betrifft, gibt es kugelige bis birnenförmige Feigen mit gelber, grüner, oranger oder violetter Schale. Das Innere der Früchte kann aus weißem, rotem oder violetten Fruchtfleisch bestehen. Und auch bzgl. Blattform und -größe gibt es große Unterschiede. Der Geschmack kann je nach Sorte von fruchtig über karamellig / süß bis zitronig variieren. Feigensorten unterscheiden sich auch, was die Fruchtfolge betrifft (vgl.: Feige: Steckbrief). Feigen können je nach Sorte Frühlings-, Herbst- und / oder Nachfeigen bilden. Es gibt Feigen, die nur 1x pro Saison fruchten und andere, die 2 oder sogar 3x pro Saison Früchte bilden. Manche Feigensorten sind früh-reifend, andere spät-reifend. Das bietet je nach Standort Optionen: wähle ich eine spät-reifende Sorte, um bei Frühlingsfeigen die Gefahr von Spätfrösten zu minimieren? Oder wähle ich besser eine früh-reifende Sorte, um das Ausreifen der Herbstfeigen zu gewährleisten? Die meisten Feigensorten sind bei uns nicht ausreichend frosthart, benötigen also einen angemessenen Winterschutz. Es gibt aber auch Sorten, die als etablierte Pflanzen durchaus Fröste bis zu -20°C überstehen können (vgl.: Besonders frostharte Feigensorten). Als besonders frosthart gelten vorallem die Sorten Hardy chicago, Ice Crystal, Lussheim, Michurinska 10, Montana Nera und Tacoma Violet. Glücklicherweise lassen sich Feigensorten recht einfach über Stecklinge vermehren (vgl.: Feige: Vermehrung). Diesbezüglich sind mit der Zeit diverse Tausch- oder Verkaufsbörsen entstanden. Alternativ werden natürlich auch bereits etwas größere Feigenbäume im Handel angeboten (vgl.: Feige: Kauf + Auspflanzung). Leider hat man auch bei Feigen gelegentlich mit Mangelerscheinungen + Krankheiten zu tun. In letzter Zeit mehren sich bei uns ‚Black Fig Fly‘-Befälle, was im schlimmsten Fall zum Komplettausfall der Ernte führen kann. |
Zitronen im Garten |
Zitronenpflanzen sind nach den Feigen das meist-kultivierte exotische Obst in deutschen Gärten. Zur Gattung der Zitronenpflanzen gehören i.ü. neben den Zitronen auch z.B. Orangen, Mandarinen, Kumquats, Pampelmuse und Grapefruit. Da die meisten Zitronenpflanzen bei uns nicht ausreichend frosthart sind, werden sie i.d.R. im Kübel kultiviert. Möchte man eine Zitrone dauerhaft im Garten auspflanzen, so ist die Bitterzitrone (Poncirus trifoliata) die best-geeignete, weil absolut winterharte Pflanze. Wie der Name schon sagt, sind ihre Früchte leider recht bitter und daher kaum genießbar. Man kann sie aber z.B. zu Marmelade weiterverarbeiten. Um von der Frosthärte der Bitterzitrone zu profitieren, wird diese gerne als Unterlage für spannende Kreuzungen genommen. So können Frosthärten bis etwa -15°C erreicht werden. Interessant sind diesbezüglich z.B. die Citrange als Kreuzung aus Orange und Bitterzitrone (Citrus sinensis x Poncirus trifoliata), die Citrandarine als Kreuzung aus Mandarine und Bitterzitrone (Citrus reticulata x Poncirus trifoliata) oder auch die Citrumelo als Kreuzung aus Grapefruit und Bitterzitrone (Citrus paradisi x Poncirus trifoliata). Ebenfalls gut frosthart (bis etwa -15°C) sind die Ichang papeda (Citrus ichangensis) und Kreuzungen mit dieser wie z.B. die Citrandarine als Kreuzung aus Kumquat und Ichang papeda (Citrus japonica / fortunella x Citrus ichangensis). In aller Munde ist in den letzten Jahren die Yuzu als Kreuzung aus Mandarine x Ichang papeda (Citrus reticulata x Citrus ichangensis), die aber nicht ganz so frosthart ist (etwa -12°C). Und natürlich gibt es noch jede Menge weitere spannende Zitruskreuzungen, die mit ein wenig Winterschutz für eine Auspflanzung in unseren Gärten durchaus in Frage kommen. |
Olivenbaum im Garten |
Alte, knorrige Olivenbäume (vgl.: Steckbrief) erzeugen ein tolles, mediterranes Ambiente im Garten und erfreuen sich bei uns immer größerer Beliebtheit. Wurden Olivenstämmchen früher i.d.R. im Kübel kultiviert, so werden inzwischen auch mehr und mehr Auspflanzversuche unternommen. Um hierbei dauerhaft Erfolg zu haben, ist es wichtig, eine möglichst frostharte Sorte (vgl.: Besonders frostharte Olivensorten) zu wählen. Vorallem nord-italienische Sorten wie Bianchera, Morchione, Grignano, Leccio del Corno, Maurino, Nostrale di Rigali oder auch andere wie Elit-5 oder Bouteillan können als adulte, etablierte Bäume durchaus kurzfristige Fröste bis etwa -15°C überstehen. Jüngere Olivenstämmchen sind dagegen recht frost-anfällig, vorallem gegen Spätfröste. Häufig kommt es dann im Frühjahr zu Rindenplatzern. Glücklicherweise bieten Gartencenter und Baumärkte inzwischen häufig auch ältere Bäume zu Schnäppchenpreisen an. Da Olivenbäume recht zickig sind, ist insbesondere auf einen angemessenen Winterschutz zu achten. Bei größeren Olivenbäumen empfiehlt sich diesbezüglich eine Umhausung, z.B. mit einem Winterschutz-Zelt. Stimmt das Verhältnis aus Licht und Temperatur nicht, so reagieren Olivenbäume schnell mit z.T. massivem Blattfall. Das dürfte vielen bekannt vorkommen, die ihr Olivenstämmchen schon mal im Haus überwintert haben. Was Auspflanzung und Pflege betrifft, so gilt: weniger ist mehr. Also ein möglichst karger Boden, wenig Wasser, wenig Dünger. Kommt es während der Vegetationsphase zu vermehrtem Blattfall (vgl.: Mangelerscheinungen + Krankheiten), so liegt das in aller Regel nicht an zu wenig, sondern an zuviel Wasser und Dünger. |
Indianerbananen im Garten |
Indianerbananen (‚Asimina triloba‘) gehören zu den Annonengewächsen (vgl.: Indianerbanane: Steckbrief) und haben entsprechend nichts mit Bananen zu tun. Indianerbananen sind bei uns vollständig winterhart, absolut pflegeleicht und sehr resistent gegen Krankheiten + Schädlinge, also ideal zur Garten-Auspflanzung geeignet. Aufgrund ihrer Wuchshöhe sind sie durchaus auch für kleinere Gärten geeignet. Wählt man eine der zwei selbstfruchtenden Sorten Sunflower und Prima 1216, so kann man mit nur 1 Baum und etwas Geduld bis zu 10kg Früchte pro Saison ernten. Das Fruchtfleisch erinnert von der Konsistenz her an eine überreife Mango und schmeckt außergewöhnlich lecker. Man mag kaum glauben, dass solch exotische Früchte bei uns ausreifen können. Es gibt also jede Menge Gründe für eine Kultivierung bei uns. Trotzdem findet man dieses fantastische Obst nur sehr selten in unseren Gärten. Warum? Ein Erklärungsversuch, verbunden mit der Erkenntnis: Indianerbananen gehören bei uns definitiv in jeden Garten, ohne Wenn und Aber. |
Weitere exotische Obstpflanzen für den Garten |
Es gibt jede Menge weitere spannende, exotische Obstpflanzen, die sich durchaus zur Auspflanzung im eigenen Garten eignen. Wer z.B. gerne eine Kaki (Diospyros kaki) pflanzen möchte, sollte idealerweise eine Kreuzung aus asiatischer und amerikanischer Kaki wählen, z.B. die quasi-winterharten Sorten Kasandra, Nikita’s Gift, Roseyanka oder Tone Wase. Ansonsten sind auch die Sorten Campbell NC 10, Early Fuyu, Ernie, Meader, Ruby oder Yates gut frosthart. Während der Vegetationsphase sind Kakis i.ü. recht pflegeleicht. Auch unter den Maulbeeren (Morus) gibt es jede Menge gut-frostharte Sorten. Besonders frosthart sind die weissen Maulbeer-Sorten (Morus alba) Illinois Everbearing, Maja, Kokuso 20 und Tatarica und die schwarze Maulbeer-Sorte (Morus nigra) Noir de Spain. Auch Maulbeeren sind während der Vegetationsphase recht anspruchslos. Bei uns wenig bekannt, aber in China sehr populär ist die chinesische Dattel (Ziziphus jujuba). Die Jujube ist in ganz Deutschland quasi winterhart und benötigt auch im Sommer wenig Aufmerksamkeit. Kiwis sind aufgrund ihrer guten Frosthärte bei uns inzwischen recht verbreitet. Die kleinfrüchtige Mini-Kiwi (Actinidia arguta) ist hierbei besonders frosthart. Auch Granatäpfel und Nashi-Birnen lassen sich bei uns im Garten kultivieren. Dazu sollte man allerdings auf gut-frostharte Sorten zurückgreifen. Bei Granatäpfeln wären das Sorten wie Russian 26, Salavatski oder Kazake, die als etablierte Bäume quasi-winterhart sind. Und bei Nashi-Birnen sind sehr frostharte Sorten wie Hosui, Shinseiki, Choruro oder Niitaka zu empfehlen. Kaum zu glauben, aber selbst Bananen lassen sich bei uns kultivieren. Dauerhaft ausgepflanzt eignet sich allerdings nur die japanische Faserbanane (Musa basjoo; vgl.: Faserbanane: Steckbrief), ein angemessener Winterschutz vorausgesetzt. Mit etwas Glück bilden sich so auch Bananen, die aber leider wenig schmackhaft sind. Die riesigen Blätter der Bananenstaude entschädigen aber mit einem tollen Dschungel-Feeling im Garten. Bei der Passionsfrucht handelt es sich um eine Rankpflanze, die gerne zur Mauer- / Zaun-Begrünung genutzt wird. Passionsblumen sind relativ frosthart. Das gilt insbesondere für die Blaue Passionsblume (Passiflora caerulea; vgl.: Blaue Passionsblume: Steckbrief) und die Fleischfarbene Passionsblume (Passiflora incarnata; vgl.: Fleischfarbene Passionsblume: Steckbrief). Da Passionsblumen sehr rasch wachsen, kann man sie vor dem Winter auch bodennah zurückschneiden und den Winterschutz so recht einfach halten. Auch der sommerliche Pflegeaufwand hält sich in Grenzen. Die meisten Passionsblumen bilden essbare Früchte aus. Die wohl bekannteste Passionsfrucht ist die Maracuja. Leider ist diese Passionsblumen-Art – die Purpur-Granadilla (Passiflora edulis) – für eine Auspflanzung bei uns nicht ausreichend frosthart (-5°C). Und zum Schluss noch eine alternative Rankpflanze zur Passionsfrucht: der absolut winterharten Klettergurke (Akebia quinata) reicht eine Rankhilfe, dass die Pflanze in kurzer Zeit ganze Wände oder Mauern begrünt. Die Klettergurke beeindruckt vorallem mit ihren optisch außergewöhnlichen, essbaren Früchten, gilt aber als invasiv und sollte daher mit Bedacht gepflanzt werden. |